Klimawandel, die dadurch verursachten Sturm- und Trockenheitsschäden, der daraus resultierende Schädlingsbefall, die hohen Mengen von Schadholz in Deutschland und anderen europäischen Staaten sowie der durch Corona verursachte reduzierte Bedarf von bestimmten Holzprodukten, setzen den Wald und die Waldbesitzer enorm unter Druck.
Die Holzpreise haben ein extrem niedriges Niveau erreicht, sodass eine rentable Waldwirtschaft derzeit nicht mehr möglich ist. Unter diesen Bedingungen ist es für die Waldbesitzer eine große Herausforderung, Schädlinge konsequent zu bekämpfen und den Wald für unsere Gesellschaft zu erhalten.Der Arbeitskreis informierte sich hierzu in Niederbayern und besuchte den knapp 20.000 ha großen Forstbetrieb Neureichenau. Themen waren die Schadholzbringung und -lagerung, das Borkenkäfermanagement der Bayerischen Staatsforsten mit der hierzu entwickelten App „ZE Insekt“, das Programm „Der Wald blüht auf“, der Waldumbau und die Umsetzung des von Ministerpräsident Dr. Söder initiierten 30 Mio. Bäumeprogramms.
Darüber hinaus machte sich der AK ein Bild über den Borkenkäferbefall der angrenzenden Privatwälder. Die Situation im Privatwald wurde anschließend bei einem Gespräch mit dem Vorsitzenden der CSU-Arbeitsgemeinschaft Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Niederbayern, Staatsminister a. D. Helmut Brunner, dem Vorsitzenden der Forstbetriebsgemeinschaft Niederbayern Georg Huber und deren Geschäftsführer Bernhard Bielmeier eingehend erörtert.
Fazit des Besuchs: Die Situation in unseren heimischen Wäldern erfordert weiterhin größte Anstrengungen, um den Wald als grüne Lunge und natürlichen CO2-Speicher im Kampf gegen den Klimawandel und als Existenzgrundlage für unsere Waldbauern zu erhalten und ihn auf die Herausforderungen der Zukunft auszurichten. Dabei ist es notwendig, im Waldumbau noch schneller voranzukommen. Trotz deutlich verbesserter Fördermöglichkeiten durch den Freistaat lähmen sowohl die Trockenheit als auch die wirtschaftliche Situation im Privatwald die Entwicklung junger Bäume. Im Forstbetrieb Neureichenau konnten sich die Abgeordneten überzeugen, dass eine nachhaltige und vorausschauende Waldbewirtschaftung mit einem vielfältigen und strukturierten Waldbestand die beste Voraussetzung ist, den Wald auch unter den veränderten Klimabedingungen zu erhalten und dabei den Anforderungen von Natur und Umwelt gerecht zu werden.
„Gerade bei der Bekämpfung des Borkenkäfers dürfen wir nicht nachlassen. Wir unterstützen unsere Waldbesitzer auch weiterhin mit zielgerichteten Programmen. Unabdingbar ist, dass wir unsere Wälder weiterhin bewirtschaften, denn nur auf diese Weise können wir das Bindungspotential des Waldes an CO2 voll nutzen. Klar ist aber auch: Ohne eine verstärkte Nachfrage nach Holzprodukten gibt es keine Holzernte und damit keine ausreichende Waldpflege. Daher müssen wir die Verwendung von Holz als nachhaltigen Rohstoff weiter voranbringen. Darauf werden wir in Zukunft einen Schwerpunkt unserer Arbeit legen“ so Martin Schöffel, der Vorsitzende des Arbeitskreises.
Weitere Informationen zum Forstbetrieb Neureichenau:
Durch den Sturm „Kolle“ im September 2017 wurden erste große Schadholzmengen verursacht und die bis dahin geschlossenen Bestände geschwächt. Die Trockensommer 2018 und 2019 befeuerten einen bis dahin ungekannten Borkenkäferbefall in den Landkreisen Passau und Freyung-Grafenau. Die bereits stark geschädigten Wälder wurden durch die Frühjahrsstürme wie „Sabine“ im Jahr 2020 weiter geschädigt. Insgesamt sind in den letzten drei Jahren 670.000 Festmeter Borken- und Sturmholz angefallen, „in normalen Zeiten“ hätte der Forstbetrieb lediglich 2/3 davon geerntet. Die Situation ist dort daher besonders dramatisch.